der Alpenwall und die Sperre Olang - Rasen Antholz

Luftbildaufnahme von 1945 mit den Bunkern der Sperrgruppe Olang - Rasen Antholz

foto aereo 1945 - sbarramento Bunker Valdaora Rasun Anterselva
Luftbild 1945 - Bunker Sperre Olang Rasen Antholz

Der Bunker Nr. 8 wurde unter strengster Geheimhaltung vor dem Nazi-Regime um das Jahr 1942, im Zuge der Errichtung des italienischen Alpenwalls ( ~1932 - 1943 ) oder auch „Linea non mi fido“ ( Ich verlasse mich nicht darauf Linie ), unter Regie des italienischen Militärs errichtet. Der italienische Alpenwall erstreckte sich vom Golf von Genua über die Alpen bis hin nach Istrien und war in XXVII Sektoren aufgeteilt. Die Talsperre Olang-Rasen befindet sich im Sektor XV. Grundsätzlich können diese Bunker in vier Bau-Gruppen aufgeteilt werden, die sich aus militärischer Strategie, Entwicklung und Wirtschaftlichkeit ergeben. Hierzu waren die Dienstanweisung Nr. 200 von 1931, Nr. 7.000 von 1938, Nr. 15.000 von 1939 und die Nr. 13.500 von 1941 ( Artillerie-Panzerabwehr/nach Blitzkrieg Frankreich ) erlassen worden. Der Bunker Nr. 8 ist von der 15.000er Generation .

Mussolini hatte trotz seiner guten Beziehungen zu Hitler , stets die Sorge einer deutschen Invasion . In Südtirol wurden zu diesem Zweck unzählige Panzersperren an den Grenzen zum Norden hin und 26 Talsperren mit mehr als 350 Infanterie- oder Artilleriewerken gebaut. Jeder einzelne Bunker ist somit einzigartig . Keines dieser Werke gleicht dem anderen, da jedes ideal an die örtlichen Gegebenheiten angepasst wurde. Die Bunker sind im Allgemeinen nach Norden hin ausgerichtet um somit den "Feind" besser bekämpfen zu können und im Falle einer erfolgreichen Eroberung , nicht gegen die von Süden zu Hilfe eilenden italienischen Truppen verwendet werden zu können. Dies alles geschah bis zu einem Jahr vor Mussolinis Sturz und dem Einmarsch Hitlers (1943) in Italien . Natürlich wurden 1943 alle Werke von den Deutschen entwaffnet .

Die gesamte Talsperre Olang - Rasen Antholz sollte aus 19 Anlagen bestehen. Der Bunker Nr. 16 war als Sperrgruppen - Kommando - Werk bestimmt. Die weiteren Werke waren in drei Gruppen aufgeteilt, wobei Nr. 3, 9 und 11 die Gruppenkommandowerke darstellten und die Befehligung dieser Untergruppen innehatten. Der Bunker Nr. 14 wurde mit aller wahrscheinlichkeit bereits im ersten Weltkrieg errichtet und diente dort bereits zum Schutz der Bevölkerung bei den ersten Luftkämpfen bzw. - angriffen . Beim Bunker Nr. 15 war die Trafostation zum Anschluss der NATO - Verteidigungsanlagen an das Stromnetz untergebracht. Der Bunker Nr. 10 liegt vor der Verteidigungslinie und hatte bei einem Angriff die Aufgabe, dem "Feind" in den Rücken zu fallen. Der Bunker Nr. 3bis diente der Verteidigung der ungedeckten Lücken zwischen den Werken und sollte vorwiegend vom Freien Himmel aus ( mittels Mörser ) operieren , dies auch weil kein direkter Sichtkontakt zu den anderen Anlagen besteht. Die Bunker 1, 2 und 4 wurden nie fertig gestellt.

Etwa zur gleichen Zeit ( ~1940 - 1942 ) wurden im Talkessel von Olang-Rasen auch die Bunker Nr. 6, 7, 9, 11, 15, 16, 17 und 18 ( spätere NATO - Verteidigungsanlagen ) errichtet. Alle diese Anlagen wurden in einem fugenlosen Betoniervorgang in Vierundzwanzigstundenschichten von hunderten Soldaten und Arbeitern von Privatunternehmen aus ganz Italien erbaut . Die Arbeiten wurden vor der einheimischen Bevölkerung geheim gehalten, somit wurden auch die Arbeiter in eigenen Arealen untergebracht und von der heimischen Bevölkerung abgeschottet .  Am 4. Oktober 1942, auf Drängen Hitlers hin, gab Mussolini offiziell nach und befahl die endgültige Einstellung aller Arbeiten am Alpenwall . Bis dahin waren viele Werke des Alpenwalls nicht mit Lüftungsanlagen , Stromversorgung oder Bewaffnung ausgestattet. Auch aus finanziellen Gründen wurden nur noch kleinere Arbeiten, wie die Vervollständigung der Tarnungen durchgeführt. Es gab auch noch keine direkten Telefonlinien zwischen den Werken. Die Kommunikation zur Feuerleitstelle sollte entweder über Funk - oder Lichtsprechanlagen erfolgen. Die innere Kommunikation sollte mittels Feldtelefone oder Sprechrohre gewährleistet werden. Die Luftfilterung bei Gasangriffen sollte über einfache Kohlefiltersysteme , Gasschleusen und direkt mittels Gasschutzmasken erfolgen. Die Stromversorgung für die spärliche Beleuchtung erfolgte mittels Aggregat und war somit autonom. Zudem waren Petroleumlampen in baulich berücksichtigten Nischen vorgesehenen. Die Lagerung von Tagesverbrauchseinheiten ( Essen, Trinken, Munition ) sollte eine Autonomie jedes Werkes von 8 Tagen ohne Nachschub gewährleisten.

Erst die nach 1945 mit in das Verteidigungskonzept der NATO - gegen eine Invasion von Osten ( Russland bzw. Ungarn ) - einbezogenen Sperrgruppen wurden auch baulich vervollständigt. Zur Wiederbewaffnung wurden vor allem die Bunker der 15.000er Generation gewählt. Dies geschah in den 1960er Jahren, unter Regie des Militärs - diesmal wurden die Anlagen von einheimischen Bauern und Arbeitern mit Telefon - und Stromleitungen untereinander verbunden und mit hochmodernen Belüftungsanlagen ausgestattet. Auch in den Kampfständen wurde aufgerüstet. So wurde jetzt mehr Wert auf die Artillerie gelegt und Panzerabwehrkanonen wurden in die größeren MG - Stände eingebaut. Die Talsperre blieb bis in die frühen 1990er Jahre gefechtsbereit. Als Hauptanlage dieser Werke (Nr. 6, 7, 8, 9, 11, 15, 16, 17 und 18) wurde der zentral gelegene Bunker Nr. 9 bestimmt. Der Nato - Codename dieser 9 Sperrwerke lautete „Priamo“ und sollte im Ernstfall von 15 Offizieren, 24 Unteroffizieren und 334 Soldaten (373 Mann) des Alpini Bataillon „Val Brenta“ betrieben werden. Bis zum Jahr 1992 wurden hierzu auch regelmäßige Feldmanöver durchgeführt.

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